Trier – Am Samstag, 7. September 2024, wurde die Konstantin-Basilika, die Evangelische Kirche zum Erlöser, in Trier zum Ausstellungsraum – mit einer festlichen Vernissage wurde die Ausstellung zur Apokalypse eröffnet, zu sehen sind ab sofort Werke des international bekannten Kölner Künstlers Thomas Baumgärtel.
Die Konstantin-Basilika in Trier ist ein beeindruckender Raum. Aus Perspektive von Künstlern ist er grade deswegen herausfordernd. Das berichtete Holger Hagedorn, Kurator der landeskirchlichen Ausstellung „Apokalypse“, bei der Vernissage am 7. September. Hagedorn muss es wissen, denn er hat vor zwei Jahren selbst eine Installation für die riesige Kirche geschaffen. Herausfordernd ist auch das Thema „Apokalypse“. Dr. Frank Vogelsang, Leiter der Evangelischen Akademie im Rheinland und Mitglied im Beirat Kunst und Kirche, erläuterte es so: „Das Thema Apokalypse liegt nah, weil sich grade viele Krisen akkumulieren. Weltuntergangsstimmung wird von destruktiven Menschen politisch instrumentalisiert.“ Vogelsang jedoch betonte, dass im christlichen Kontext Apokalypsen immer Hoffnungsgeschichten sind – die nicht ignorieren, welche widrigen Kräfte in dieser Welt wirken. „Das Böse fasziniert“, sagte er, „aber das Gute wird siegen“. Diese Ambivalenz wird in sechs Kunstinstallationen in der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) gezeigt. Neben Trier sind Düsseldorf, Köln, Essen, Mönchengladbach und Saarbrücken beteiligt.
Apokalyptische Reiter von Thomas Baumgärtel in der Basilika
Beeindruckend und herausfordernd sind die vier Gemälde für die Konstantin-Basilika von Thomas Baumgärtel zu den apokalyptischen Reitern dann auch geworden. Der Kölner Künstler, international bekannt als der „Bananensprayer“, war vor fast zwei Jahren von Hagedorn zur Mitwirkung angesprochen worden: „Du kannst doch groß.“ Ja, großflächig muss die Kunst sein für den gewaltigen Raum der Basilika. Die 4×4 Meter großen Bilder integrieren sich gut in den Kirchenraum, sind selbst gewaltig, aber nicht zu aufdringlich. Baumgärtel erklärte: „Die vier apokalyptischen Reiter verbinden 2000 Jahre Geschichte mit meiner Sicht heute.“ Drei der vier Reiter aus der biblischen Offenbarung des Johannes hat Baumgärtel ein eigenes Bild gewidmet, dazu eins mit allen vieren. Eindrucksvoll erläutert er den weißen Reiter, der in der Offenbarung für Sieg und Eroberung steht. Baumgärtel hat ihn mit Symbolen der Digitalisierung gestaltet und berichtet von seinen Sorgen über die negativen Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz oder die grenzenlose Verbreitung destruktiver politischer Ideologien im Internet.
Der rote Reiter steht für den Krieg. Baumgärtel stellt ihn als eine Art Zombie-Cowboy dar, der im Sonnenuntergang am zerstörten Kapitol und der brennenden Kathedrale Notre Dame vorbeireitet. „Ich hätte nie gedacht, dass es nach den Jahren der Demokratisierung und Abrüstung zu so etwas wie dem Angriff auf die Ukraine kommen könnte.“
Der blasse Reiter reitet durch tote Landschaften. Biblisch steht er für den Tod. Baumgärtel hat ihn als Symbol für Klimawandel und Umweltzerstörung gewählt.
Die Aufstellung der Bilder folgt der biblischen Reihenfolge. Erst im letzten Bild, unten in der rechten Ecke, zeigt sich Hoffnung: Ein kleines Mädchen sitzt in der zerstörten Landschaft und pflanzt einen saftig-grünen Baum. Baumgärtel: „Ich habe die Hoffnung, dass die Jugend uns retten kann.“ Und Holger Hagedorn unterstreicht: „Die Bilder visualisieren unsere Ängste, aber sie zeigen am Ende Hoffnung auf.“
Hoffnung zog sich als Thema durch alle Redebeiträge der Vernissage. Neben Baumgärtel, Hagedorn und Vogelsang sprachen Projektleiterin Katrin Winter von der Evangelischen Kirche im Rheinland sowie der Trierer Pfarrer Thomas Luxa immer wieder von der Hoffnung.
Endzeitstimmung und Hoffnung kamen auch klanglich zum Ausdruck durch vier beeindruckende musikalische Improvisationen von KMD Martin Bambauer (Orgel), Sakiko Idei (Perkussion) und Erika Burnett (Gesang): Hallende Trommelschläge und ohrenbetäubendes Orgeldonnern wurden unterbrochen von feinem Gesang und zärtlichen Melodien.
Beeindruckend und herausfordernd waren die Stichworte der Vernissage. Sie passen zu den Bildern von Thomas Baumgärtel, die bis Ende November in der Konstantin-Basilika zu sehen sein werden. Parallel dazu sind einige seiner charakteristischen Bananen-Bilder im Café Basilika ausgestellt. Und natürlich hat er auch vor und nach der Vernissage je eine Banane an die Ausstellungsorte gesprüht. „Vor 20 Jahren hätte ich direkt an die Basilika gesprayt.“ Jetzt zieren die Sprühbananen den Schaukasten und den Eingang zum Café Basilika – und stellen sie damit in gute Gesellschaft zu über 4000 Galerien und Kunsträumen weltweit.
Die Ausstellung in der Konstantin-Basilika in Trier ist vom 7. September bis zum 24. November in der Konstantin-Basilika, Martin-Luther-Platz 1, 54290 Trier, zu sehen, montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Weitere Werke Baumgärtels sind zudem im Café Basilika am Konstantin-Platz zu sehen.
Mehr Informationen auf der Internetseite der Evangelischen Kirchengemeinde Trier unter www.evangelisch-trier.de
sowie auf der Seite zur EKiR-Ausstellungsreihe unter https://kunst.ekir.de/